Die jüngsten Ankündigungen des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, allen voran der „Bau-Turbo“, der „Investitions-Turbo“ und die Gründung eines Bundesforschungszentrums, werden als entscheidende Schritte zur Bewältigung der Wohnungsnot und zur Förderung von Innovationen im Bausektor gefeiert. Bei genauerer Betrachtung und mit einer skeptischen Brille könnten diese Maßnahmen jedoch weniger den dringend benötigten Fortschritt als vielmehr eine weitere Subventionierung überholter Strukturen und das Schaffen neuer bürokratischer Apparate bedeuten – ein klassisches Beispiel dafür, wie Steuergelder ohne nachhaltigen Effekt „verbrannt“ werden könnten.
1. Der „Bau-Turbo“: Beschleunigung auf dem Papier, Stillstand auf der Baustelle?
Die Idee, Bauprozesse zu beschleunigen, klingt auf den ersten Blick lobenswert. Doch die Realität auf Deutschlands Baustellen wird von weit komplexeren Problemen bestimmt als bloß der Geschwindigkeit der Genehmigungsverfahren. Der „Bau-Turbo“ verspricht, „die Grundlage dafür zu schaffen, dass künftig deutlich schneller gebaut, aufgestockt und nachverdichtet werden kann.“ Das Problem: Genehmigungsverfahren sind zwar ein Faktor, aber oft nicht der primäre Engpass.
2. Der „Investitions-Turbo“: Umlenkung statt Neuinvestition?
Die Ankündigung von „Rekordmitteln“ für den sozialen Wohnungsbau klingt imposant. 23,5 Milliarden Euro von 2025 bis 2029 sind in der Tat eine große Summe. Doch die kritische Frage lautet: Ist dies wirklich eine neue Investition oder primär eine Umwidmung und Bündelung bereits vorhandener, oft ineffizienter Fördertöpfe?
3. Das Bundesforschungszentrum für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen: Eine weitere Behörde für die „Dunklen Anzüge“?
Die Gründung eines neuen Bundesforschungszentrums mit Mitteln von 12,5 Millionen Euro (2025) und 15 Millionen Euro (2026) wirft erhebliche Fragen hinsichtlich seiner Effizienz und seines tatsächlichen Nutzens auf.
Ein „Geldverbrennungs-Turbo“ statt echter Lösung?
Der „Bau-Turbo“ und der „Investitions-Turbo“ sowie das geplante Bundesforschungszentrum könnten, anstatt die Wohnraumknappheit zu beenden und Innovationen voranzutreiben, zu einem „Geldverbrennungs-Turbo“ werden. Ohne eine grundlegende Reform der Genehmigungsverfahren auf allen Ebenen, ohne die Behebung des Fachkräftemangels, ohne wirklich neue und zielgerichtete finanzielle Anreize für tatsächlich kostensenkende Bauweisen und ohne eine praxisnahe Ausrichtung der Forschung besteht die Gefahr, dass Milliarden von Steuergeldern in Maßnahmen fließen, die am Ende nur Symptome bekämpfen, neue Bürokratien schaffen und die eigentlichen strukturellen Probleme des deutschen Bausektors ungelöst lassen. Die „vollmundigen Ankündigungen“ könnten sich als hohle Phrasen erweisen, während die Bürger weiterhin auf bezahlbaren Wohnraum warten.
Michael Schmidt
Bachelor of Arts (B.A.), Immobilienmanagement
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Michael Schmidt
Geschäftsführer des Versorgungswerks der Handwerkskammer Magdeburg e.V.
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