Nach Krisenjahren: Bauindustrie erwartet Trendumkehr – Ende des Wohnungsmangels nicht in Sicht
Der Wohnungsbau steckt in der Krise. Mehrere Verbände warnen. Einer neuen Prognose zufolge könnte 2026 die Kehrtwende kommen.

Wohnungsbau in der Krise – Aber es gibt Grund zur Hoffnung
„Wir können froh sein, wenn 200.000 Wohnungen fertiggestellt werden.“ So fasste zuletzt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands HDB, gegenüber der Bild seine Meinung zum Wohnungsbau in Deutschland zusammen. Es drohe ein „Debakel“; seit mehreren Jahren würden kaum neue Bauanträge gestellt. Zugleich müssen Mieter immer tiefer in die Tasche greifen. Eine aktuelle Prognose sieht zumindest ab 2026 eine Besserung voraus.
Auch im neuen Jahr steht die Baubranche vor diversen Herausforderungen. Einer aktuellen Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) Berlin zufolge soll das reale Bauvolumen 2025 bei knapp minus ein Prozent liegen. Es sei nun schon das fünfte Jahr in Folge, in dem der Trend negativ bleibt. Allerdings sehen die Studienautoren für 2026 einen Umschwung voraus. „Bei den Auftragszahlen zeichnet sich eine Bodenbildung ab, und die Zinsen sind zuletzt wieder leicht gesunken“, heißt es in der Studie. Weil aber die Konjunktur 2025 weiter schwach bleiben werde, sei nicht mit „großen Sprüngen“ zu rechnen.
„Die Bauwirtschaft hat schwierige Jahre hinter sich“, erklärte das DIW, und machte stark gestiegene Zinsen und „explodierende“ Baupreise dafür verantwortlich, dass die Kosten steigen und die Finanzierung von Bauvorhaben immer schwerer werden. Die Haushalte würden sich zurückhalten oder könnten sich Bauprojekte einfach nicht mehr leisten. Sowohl die Auftrags- als auch Genehmigungszahlen seien eingebrochen. „Erstmals seit der Finanzkrise“ sei das nominale Bauvolumen im Jahr 2024 zurückgegangen. Außerdem habe die schwächere Konjunktur den Bau von Nichtwohnhochbauten ausgebremst, darunter etwa Fabrik- und Bürogebäude.
Umschwung ab 2026 – „Positive Zahlen“ im Wohnungsbau nach schweren Jahren

Für 2026 stehe die lang ersehnte Kehrtwende bevor. „Wir werden dann nach wirklich vier schweren Jahren wieder positive Zahlen im Bauvolumen sehen“, zitierte der Spiegel den DIW-Studienautor Martin Gornig. Das preisbereinigte Bauvolumen soll 2026 um etwa zwei Prozent wachsen. Allerdings läge es auch dann noch rund sieben Prozent unter dem letzten Spitzenwert von 2020. Beim Wohnungsneubau, so prognostizierte das DIW, soll das Volumen im Jahr 2026 rund 25 Prozent unter dem Niveau von 2020 liegen. Die aktuell durchgeführten Maßnahmen, darunter Abschreibungen von Investitionen oder Ansätze gegen Baukostensteigerungen würden nicht dabei helfen, den akuten Wohnungsmangel schnell zu beheben.
Das DIW fordert außerdem ein Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau. Anders ließe sich die Wohnungsbaukrise nicht bekämpfen. Aufseiten der Bundesregierung ist das Problem zumindest bekannt: Die Regierung geht davon aus, dass pro Jahr mindestens 100.000 neue Wohnungen im sozialen Wohnungsbau entstehen müssten, um den Bedarf zu decken. Rund 3,15 Milliarden Euro hatte die Bundesregierung allein im Jahr 2024 für die Förderung des sozialen Wohnungsbaus aufgebracht. Bis 2027, soweit jedenfalls der Plan, könnten bis zu 45 Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau fließen.
2024 endet „katastrophal“ – Verband fordert Neustart im Wohnungsbau
Zuletzt hatte es für die Bauwirtschaft düster ausgesehen. Einer der größten Branchenverbände, der Zentralverband Deutsches Baugewerbe, teilte erst im Dezember mit: „Das Jahr endet, wie es begonnen hat: katastrophal.“ Der Wohnungsbau komme nicht aus dem Tal heraus, hatte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Verbands, dazu gesagt. Unter Berufung auf die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts sagte er, dass das Genehmigungsvolumen für den Wohnungsbau im „Talsohlenniveau“ der letzten Monate hänge. „Verglichen mit dem Vorjahresmonat gibt es einen Rückgang um 18 Prozent, gegenüber 2022 sind es sogar minus 27 Prozent.“
Die Lage auf dem Wohnungsmarkt spitze sich zu, befand Pakleppa. „Zusätzlich zu den hohen Zinsen, den überzogenen Bauvorgaben und gestiegenen Baukosten ist die haushaltslose Zeit ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Bauwilligen. Deutschland braucht dringend eine verlässliche, langfristige Wohnungsbaupolitik – einen Neustart Wohnungsbau.“ Das beinhalte klare Rahmenbedingungen, eine Reform bei Bauvorschriften und die „Wiederbelebung“ der Neubauförderung.
In der Berliner Politik herrscht derweil nach wie vor Lähmung. Die Parteien sind im Wahlkampf, und auch nach der Bundestagswahl am 23. Februar wird es eine Weile dauern, bis ein neuer Haushalt steht. Wie schnell es zu Maßnahmen kommen kann, die den Neubau ankurbeln könnten, ist unklar.

. . . sich wieder um die Wirtschaft zu kümmern!
Um die Sichtbarkeit von Soloselbständigen und Kleinstunternehmen zu erhöhen, veröffentlicht das ifo Institut seit Dezember 2021 einen neuen Indikator: den Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex für Selbständige, der auf den ifo Konjunkturumfragen basiert. Zur Gewinnung neuer Teilnehmer arbeiten das ifo Institut bei diesem Geschäftsklimaindex in Kooperation mit Jimdo, einem Anbieter von Online-Tools, sowie dem Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschlands (VGSD e.V.).
Düstere Aussichten für Selbständige
Das Geschäftsklima der Selbständigen verdunkelte sich im Dezember weiter. Der „Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex“ sank auf -23,4* Punkte, nach -21,3* im November. Das ist der niedrigste Wert seit Oktober 2022. Die Stimmung bezüglich der aktuellen Geschäftslage verschlechterte sich kräftig. Gleichzeitig trübten sich auch die Erwartungen weiter ein. „Die anhaltende konjunkturelle Schwäche trifft Selbständige besonders hart“, sagt ifo-Expertin Katrin Demmelhuber.
Im Dienstleistungssektor setzte der Klimaindikator seinen Sinkflug nach einer kurzen Verschnaufpause im November fort. Ein abnehmender Auftragsbestand und Umsatz belastete ihre Geschäfte weiter, begleitet von zunehmend pessimistischen Umsatzerwartungen. Einzelne Lichtblicke gab es bei Unternehmensberatungen sowie Selbständigen in der Werbung und Marktforschung.
Im Einzelhandel blieb das Geschäftsklima im Minus. Neben dieser angespannten Situation wird es für die selbständigen Einzelhändler zunehmend schwieriger, Kredite von Banken zu bekommen: Fast jeder zweite stufte das Verhalten der Banken als restriktiv ein, nach rund 34 % im 3. Quartal 2024. Betrachtet man alle Sektoren, kommen die Selbständigen leichter an Kredite, die Hürde insgesamt fiel von 38,6 auf 35,1 %.
Geschäftsklima bei Selbstständigen auf tiefstem Stand seit zwei Jahren
Der Trend hält seit Monaten an: Das Geschäftsklima sinkt und sinkt. Mittlerweile ist es auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren angekommen. Selbstständige müssen deshalb dringend auf die Agenda des Wirtschaftswahlkampfs.
Selbstständige nicht auf der Agenda des Wirtschaftswahlkampfs
„Ohne Selbstständige wird die deutsche Wirtschaft nicht den Weg aus der Krise finden, insbesondere auch im Hinblick auf eine erfolgreiche Digitalisierung“, betont VGSD-Vorstand Andreas Lutz. Die vorliegenden Wahlprogramme zeigten allerdings, dass das bisher nur ein Teil der Parteien verstanden habe. Lutz fordert: „Die neue Bundesregierung muss eine deutlich andere Wirtschaftspolitik verfolgen und die dringenden Anliegen von Selbstständigen und der Dienstleistungsbranche endlich stärker berücksichtigen.“
Matthias Henze, Co-Gründer und CEO von Jimdo, warnt vor gravierenden Folgen, sollte sich die Verschlechterung der Geschäftslage bei den Selbstständigen fortsetzen: „In der Coronazeit haben wir ca. 430.000 Selbstständige verloren. Bei der derzeitigen Entwicklung werden wir ähnlich dramatische Dimensionen erreichen.“ Henze ergänzt: „Erfolgreiches Unternehmertum entsteht im Kleinen – doch genau diese Quelle von Tatkraft und Innovation wird chronisch unterschätzt und in den letzten Jahren politisch systematisch ausgebremst.“

Ansprechpartner:
Michael Schmidt
Bachelor of Arts (B.A.), Immobilienmanagement
Geschäftsführer des Versorgungswerks der Handwerkskammer Magdeburg e.V.
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